Roadtrip to the Netherlands
Über Pfingsten war ich nach langer Zeit mal wieder in Amsterdam. Wie viele andere Touristen auch, dachte ich mir, sei es doch eine tolle Gelegenheit mal einen Ausflug in die niederländische Hauptstadt zu machen. Also: Gesagt, getan! Von meinem Zuhause aus sind es ungefähr 250km bis nach Amsterdam, welche wir in rund 2,5 Stunden bewältigt hatten. Sicher würde man die Strecke auch schneller schaffen, aber da überall in Europa diese schrecklichen Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten, ist das wohl (oder übel) ziemlich schwierig. In Holland ist das jedenfalls sehr extrem - im Schnitt konnten wir nicht schneller als 100km/h fahren. Für jemanden wie mich, der gerne mal auf´s Gaspedal tritt, ist das ein ganz schön schwieriges Unterfangen, aber man möchte ja schließlich seinen Führerschein behalten und so hab ich mich eben der Bemessungsgrenze angepasst. Yeah! Naja okay, ein kleines Helferlein hatten wir dennoch: Ganz vorbildlich wurden wir von unserem guten, alten TomTom darüber auf dem Laufenden gehalten, wo die fiesen Radarfallen zu finden waren, denn die gibt es in Holland wie Sand am Meer. Echt krass! Ehrlich gesagt möchte ich mich im Ausland auch nicht blitzen lassen - das könnte schnell zu einem finanziellen Fiasko werden. Früher hat man sich ja mal recht schnell dazu verleiten lassen im Ausland etwas schneller zu fahren oder gar falsch zu parken, weil man sich den Stress der Parkplatzsuche nicht antun wollte, doch heutzutage überlegt man sich bei den wuchernden Bußgeldern dreimal, ob man so doof sein möchte.
Amsterdam ist wirklich eine wunderschöne, faszinierende Metropole mit einem interessanten, kulturellen Hintergrund. Wer sich allerdings für einen Ausflug an die Grachten entscheidet, der sollte sich bewusst sein, dass es in Holland extrem teuer ist zu parken. Ich bin fast vom Glauben abgefallen als ich gesehen habe, was das Parkhaus kostet. Ich weiß nicht ob es andere Parkmöglichkeiten gibt, aber wenn man sich nicht auskennt und mit dem Auto anreist, bleibt einem wohl nichts anderes übrig. Demnach sprechen wir hier über 2€ pro 20 Minuten - ja, richtig gelesen. Eine Stunde im Parkhaus kostet rund 6€ - 8€. Immerhin gibt es einen Tageshöchstsatz von 50€, der einem das böse Erwachen erspart. Dennoch muss ich gestehen, dass wir im ersten Moment leicht geschockt waren. Wahnsinn, ich stell mir immer wieder vor wie das wohl sein muss, wenn man gezwungen ist in der Stadt zu arbeiten?! Da bleibt einem sicher nichts anderes übrig als mit der Bahn zu fahren, denn ansonsten geht man wohl für die Hälfte seiner Parkgebühren arbeiten :-)
Wie alle großen Städte, finde ich Amsterdam wirklich beeindruckend. Sowohl die Architektur als auch das kulturelle Angebot sind äußerst ansprechend und laden selbst den faulsten Touristen auf eine Erkundungstour ein. Ich für meinen Teil liebe es einfach zu reisen und fremde Metropolen kennenzulernen, die niederländische Hauptstadt kann architektonisch nur noch von Barcelona getoppt werden. Leider war das Wetter an Pfingsten mehr als bescheiden, was mich ein wenig geärgert hat. Ich glaube, wenn wir strahlend blauen Himmel gehabt hätten, wären die Bilder sicher wesentlich besser geworden, aber es hat nicht sollen sein. Die ehemalige Hafen,- und Handelsstadt Amsterdam wird auf einer Fläche von ungefähr 220km² von ca. 800.000 Einwohnern bewohnt. Klingt für eine Großstadt erst einmal gar nicht so viel, rechnet man das gesamte Einzugsgebiet hinzu, ist man schnell bei einer Bevölkerungszahl die sich um 1,2 Millionen bewegt. Eine Weltmetropole mit Charme. Wenn man sich einmal die Zeit genommen hat Amsterdam zu erkunden, sollte man auf gewisse Highlights / Attraktionen keinesfalls verzichten. Hierzu zählen zum Beispiel der Besuch des Van Gogh Museums, das Rijkmuseum mit den künstlerischen Werken Rembrandts, Madame Tussaud & natürlich - wie könnte es auch anders sein?! - eine Grachtenfahrt durch die atemberaubenden Kaufmannsviertel, jenem architektonischen Zeugnis des goldenen Zeitalters von 1700.
Meine erste Anlaufstelle war allerdings nicht irgendein kultureller Hotspot, sondern die Innenstadt mit ihren niedlichen Gassen. Auch wenn das Wetter kalt und ungemütlich war, tat das dem Besucheransturm keinen Abriss. Es war unglaublich voll. Eigentlich hätte ich so gern Madame Tussaud besucht, aber da die Schlange ellenlang war, haben wir uns dazu entschieden, das ein anderes Mal zu machen. Schade! Stattdessen sind wir durch die Stadt gebummelt, haben leckeres Eis genascht, sind durch die unzähligen Schuhläden (ein Traum für jede Frau) geshoppt und haben uns an den imposanten Fasaden erfreut. Auf den ersten fünf Bildern sind eine romantische Gasse, ein verklinkertes Haus mit einem Juwelier sowie das Magna Plaza, ein stilvolles & exklusives Einkaufscenter mitten im Herzen von Amsterdam, zu sehen. Das Gebäude des Magna Plaza ist faszinierend, beeindruckend und ein wahrer Eyecatcher. Nicht nur, dass mich die Türmchen des Gebäudes ein wenig an die Kulisse Moskaus erinnern, nein das Gebäude ist sogar eine echte Rarität. 1899 wurde das ehemalige Postamt im Stil des englischen Parlaments errichtet und dient seither als luxuriöse Anlaufstelle, um die exklusiven Wünsche gut betuchter Damen zu befriedigen.
Holland - das Land der Käsespezialitäten
Wer den Namen Holland hört, denkt als Erstes an die Landesfarbe Orange (Oranje,
Oranje), Heineken Bier, Windmühlen, das Van Gogh Debakel und zu guter Letzt an Käse. Weil die Niederländer jedes Jahr bis zu 650 Millionen Kilogramm Käse produzieren, wurde ihnen der Status des
Käselandes verliehen. Holland ohne Käse, ist wie Strand ohne Meer. Die Niederländer sind wahre Käsköppe und das im positiven Sinne, denn
schon vor Jahrtausenden wurde auf holländischem Grund Käse produziert. Hollands Passion ist und bleibt die Käseherstellung und wie diese
uralte Tradition funktioniert, wird den Touristen in kleinen, liebevoll eingerichteten Shops präsentiert. Für mich eine ganz besondere Erfahrung. Ich fand es wirklich sehr interessant zu sehen, wie ein Käselaib hergestellt wird.
Mit Laib und
Seele
..stehen die Holländer für ihre Tradition ein. Kein Land der Welt produziert in solch einem Ausmaß sein Nationalprodukt wie die Niederlande, bereits im 17. Jahrhundert hat Holland weite Teile der Welt mit der gelben Spezialität beliefert. Kein Wunder also, dass die Holländer ihr Handwerk so sehr lieben. Das sieht man auch an der tollen Präsentation der traditionellen Käseherstellung. Ich weiß nicht, ob das in allen niederländischen Städten so ist, aber in Amsterdam finden sich mehrere kleine Käseladen, die in liebevoller Kleinarbeit die Herstellung des goldenen Laibes darstellen. Ich fand das richtig interessant und möchte Euch das natürlich nicht vorenthalten.
Grachtenfahrt
Nachdem wir ausgiebig jede Käsesorte probiert hatten und ich in Gedanken schon wieder auf Kriegsfuß mit meinem Hüftgold stand, sind wir erst einmal weitergezogen und haben uns noch ein wenig die Stadt angeschaut. Unsere nächste Anlaufstelle war die Anlegestelle im Zentrum Amsterdams, da wir nun endlich unsere obligatorische Grachtenfahrt machen wollten. Ein wenig Wartezeit mussten wir zwar mitbringen, aber das hielt sich im Gegensatz zu Madame Tussaud alles im Rahmen. Nach rund dreißig Minuten warten konnte es endlich los gehen. Ich kann Euch sagen, die Grachtenfahrt war wirklich toll und total interessant. Wusstet Ihr, dass es in Amsterdam mehr Wasserstraßen Kanäle gibt als in Venedig?! Wahnsinn, das war mir bisher überhaupt nicht bewusst. Auch wenn Amsterdam vielleicht nicht so romantisch wie Venezia ist, können wir stolz verkünden, dass wir ein kleines Venedig ganz in unserer Nähe haben.
So viele Kanäle und so viel Wasser, wie funktioniert das denn alles?! Amsterdam steht auf insgesamt 100 Inseln, die der Stadt ihr Fundament ermöglichen. Das Wasser der Grachten ist ca. 3m tief und wird ungefähr 3x pro Woche erneuert. Was aber noch viel interessanter ist: Die gesamte Altstadt ist auf Holzpfählen gebaut, welche 30m-40m tief ins Wasser reichen. Da Amsterdam aber nicht erst seit gestern existiert und eine sehr weitreichende Geschichte vorzuweisen hat, beginnen viele der Altstadthäuser sich abzusenken oder zur Seite zu neigen. Irgendwann hat man zwar erkannt, dass die Verwendung von Holz in einer nassen Umgebung eher kontaproduktiv ist, aber eben leider erst sehr spät. In den 50er Jahren hat man dann damit begonnen, dass Fundament durch Beton zu stützen. Gute Wahl, denn ein bißchen mulmig wäre mir schon dabei, wenn ich dort leben würde.
Während der Grachtenfahrt haben wir viele interessante Hot Spots gesehen. Da war zum Beispiel das Van Gogh Museum, die Magere Brug - eine der romantischsten Brücken in Amsterdam (zumindest abends wenn sie beleuchtet ist) - die vielen, großen & kleinen Viertel mit ihren wahnsinnig tollen Fassaden sowie Hollands coole Hausboote. Aufgrund der Tatsache, dass in Holland und vorrangig in Amsterdam alles so extrem eng gebaut ist, hat man so gut wie kaum eine Chance auf günstigen Wohnraum und deshalb gibt es in den Kanälen an jeder Ecke hippe Hausboote. Während der Grachtenfahrt habe ich mich oft gefragt, was wohl die Miete in Amsterdams Innenstadt kostet und lustigerweise habe ich wenige Tage später einen Bericht im Fernsehen gesehen. Also wenn man in Amsterdam lebt, muss man entweder einen richtig gut bezahlten Job haben oder einfach von vornherein gut situiert sein. Denn ansonsten kann man sich ein Großstadtleben wie dieses kaum leisten. Unter 1500€ Kaltmiete (für rund 60m²) ist da nichts zu machen. Nach oben hin sind natürlich keine Grenzen gesetzt, aber nach unten?! Da wird es schwierig. Da wundert es kaum, dass viele Holländer als Alternative auf ihre geliebten Hausboote zurückgreifen. Allerdings war es äußerst interessant zu sehen, wie die Wohnungen von innen aussehen.
Die Viertel in Amsterdam sind extrem eng gebaut, was die Chance auf einen großen Balkon oder gar eine Terrasse mit Garten stark mindert. Wer es jemals in Betracht ziehen sollte nach Amsterdam zu ziehen, der sollte sich bewusst sein, dass die Wohnräume nicht gerade hell und sehr kompakt gebaut sind. Unter Umständen hat man dann schon mal die nächste Hauswand vor seinem Fenster :-) Auch sehr spannend fand ich die Tatsache, dass an den gesamten Häuserfassaden Kranhaken angebracht waren. Aufgrund des immensen Platzmangels, hat man das Mobiliar einfach über die Fenster in die Wohnräume gehievt. Nichtsdestotrotz finde ich die Architektur in Amsterdam wirklich sehr beeindruckend. Als ganz großer Antoni Gaudi / Barcelona Fan muss ich das schließlich auch sagen, denn viele architektonische Werke sind in der Zeit der Amsterdamer School entstanden, die ihren Ursprung in der internationalen expressionistischen Architektur Gaudis findet.
Anhand des Victoria Hotels oder der vielen anderen reich verzierten Gebäude, kann man schon sehr gut die architektonische Vielfalt Amsterdams erkennen. Egal ob im viktorianischen Stil oder eben in der Bauweise der Amsterdamer Schule: Amsterdam ist auf jeden Fall in jeder kleinen Ecke absolut sehenswert. Sollte sich Euch die Gelegenheit eines Städtetrips bieten, dann überlegt nicht lang und greift zu, es lohnt sich :-)
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